Sonntag, 29. November 2020

E.g.o.

Erstmalig fotografiertes Ego im Jahr 2020 : 

Das Ego lebt irgendwo weit unter der See. Es braucht kein Licht, keine Liebe oder irgendeine Form von Nahrung, Es reproduziert sich fortlaufend mithilfe des Neids, der Rachsucht und vor allem aus Ignoranz. Die Zukunft des Egos wird durch Ritzungen in den Sand und Fels, die permanente Wiederholung seiner Initialien in den Meeresgrund und das Zelebrieren der Wiedergeburt im Zeichen der tanzenden Seegurken gesichert.


Text und Bild : Andreas Stock
Ort Wuppertal

Ball der Blicke

Augen, huschen hin und her, fixieren, werden gleich zweier Eisenkugeln in ihren Schalen magnetisch zum freien Tanz animiert. Nur eine stärkere Kraft lässt sie kurz innehalten, lässt die Choreografie perfekt synchronisiert zur Schlusspose erstarren, bis die neue Musik ertönt, der nächste Tanz beginnt.


Text und Bild : Andreas Stock

Ort : Wuppertal 

Samstag, 28. November 2020

Brimborien

Alles überflüssige wird heute in Brimborien gesammelt und in gelbe Säcke verpackt, dem Restmüll zugeführt oder landet im Kompost. 

"So, die Vorbereitungen sind getroffen, wo fangen wir an ?"

 So wie es aussieht, werden wir die Dinge wohl am schwierigsten los, wenn sie uns nichts bedeuten und wir ihnen ihre Existenzberechtigung absprechen wollen. Ja, genau die ekeligen und perversen Umstände würden wir gern mit einen Zaubertrick verschwinden lassen. Wahrscheinlich würden wir sogar dafür noch bejubelt und gefeiert werden. 

"Ja, ok verstehe, aber machen wir das dann am Wochenende oder ab Montag ?"

Vorschlag aus der Menge am Wühltisch : 

"Als erstes schaffen wir die Wochentage ab, dann das Wochenende."  

Eine jubelnde Horde wirft Schlüpfer, Socken und Mützen in die Luft.

"Ja", ertönt es aus hundert heisernen Kehlen. "Das ist die Lösung, dann ist es auch egal, was wir tun, wie wir es tun. Wann wir es tun bei dieser Gelegenheit auch."

Durchsage im Kaufhaus : 

"Heute alles im Angebot, egal was Sie kaufen!" 

Die Meute schwitzt und wühlt, krabbelt und grabscht. 


Text und Bild : Andreas Stock 
Ort : Wuppertal 


Freitag, 27. November 2020

Rotblase

Rot. 

Lichtwurf, Schattenfang, Ampelgleise.
Bettsteig, Fensterkippe, Werkzeugkasten. 
Nachrichtendecke, bodenständig. 

Grün. 


Text und Bild : Andreas Stock 
Ort : Wuppertal 

Jetzt online : Erbsünde ( official )

Zum Leben ver-, der Sünde überführt, welch genialer Plan da ausgeheckt, kann nicht den Schergen entrinnen, zu tief Ihre Krallen, perlendes Blut aus wildem Fleisch. 


Text und Bild : Andreas Stock 
Ort : Wuppertal 


 

"Heute nicht, morgen nicht, nächste Woche vielleicht"

"Heute nicht, morgen nicht, nächste Woche vielleicht". So die präzise Antwort von Anton P. aus W. Er betreibt den kleinen Imbiss mit 2 Stehtischen seit genau 34 Jahren. Das weiß es deshalb so genau weil es in 2010 genau 24 Jahre waren. Seit diesem Jahr kann er das Alter seiner Existenz genau angeben, vorausgesetzt es ist 2020, 2030 oder 2040, aber soweit will man jetzt ja noch nicht denken. Viel interessanter ist es aktuell allemal mit dem neuen E-Bike durch die Stadt zu brausen, oder damit sogar geflissentlich einen Ausflug ins schöne Düsseldorf zu unternehmen, genauer gesagt parallel den Rhein entlang zu gleiten.

"Das war früher einfach nicht drin, ein E-Bike hatte man da ja noch nicht und Zeit sowieso keine", flüstert er sich in seinen 3-Monats-Bart zurecht. 

"Bis bald", und "tschüss", grunzt er noch. Ein Surren und Schurren, weg ist er. 



Bild und Text : Andreas Stock 
Ort : Wuppertal 



Donnerstag, 26. November 2020

2021 Wuppertal

Wir werden auch 2021 reden, denken und handeln, steht jetzt schon fest, die Fahnen, das Ziel halten wir weiter hoch. Im Engelsjahr, gebeutelt der harschen Umstände in dieser  Zeit, begründet sich die Vision ganz neu zu denken, durch das ungeplante Verschwinden einer wohligen Präsenz, Improvisation und Moderne sichtbar zu machen, ja, Dringendes zu erfinden, automatisch, durchgeladen *, revolutionär.

*“ähm, verladen“



 
Text und Bild : Andreas Stock
Ort : Wuppertal

time slot

Die Zeit läuft, Ende offen, wohin genau, man weiß es nicht. Zudem schauen wir etwas betroffen in die Glaskugel, nicht gerechnet damit, dass etwas unvorhersehbares eintreten könnte. Irgendwo muss sie ja hingehen, diese Zeit, oder das was sie uns gebracht hat. Oder bleibt etwas davon zurück ? Ist die Zeit am Ende die Schuldige ? Der Zeit wird am Ende der Prozess gemacht werden, soviel ist sicher, die Richter werden das Urteil jedoch nicht erleben und deren Verteidiger sind noch nicht geboren, ein Gefängnis für die Zeit  noch nicht gebaut, die Pläne dafür noch nicht entworfen. Nur die Idee, die tragen wir morgen vor.



Text und Bild :  Andreas Stock 
Ort : Wuppertal 


Dienstag, 24. November 2020

Zusammen gegen Corona ( queer abstraction)

Es war im Jahr 2020 als man uns sagte, die Zukunft der Welt läge in unseren Händen. Wir waren ein bunter Haufen junger Menschen, alle um die zwanzig Jahre alt und hatten jede Menge Ideen und Wünsche. Die Bundesregierung gab viel Geld aus, um uns in Videobotschaften zu erklären, wie dumm wir sind und (bitte, bitte, bitte) doch am besten zu Hause bleiben sollten. Jedoch eine Sache hatte man uns in den Videobotschaften nicht ans Herz gelegt und genau das taten wir.

Wir blieben zu Hause, das ist wahr. aber nicht nur, wir lasen alte Schriften, verfolgten die politische Entwicklung und diskutierten, malten, schrieben unsere Geschichten, filmten was das Zeug hielt. Wir gründeten Firmen, gaben viel Energie und Liebe in Projekte und das Ziel eine bessere Gesellschaft mit aufzubauen. Es gab nicht eine dunkle Minute in dieser Zeit, denn der Alltag verflog zu schnell indem man seine Nachbarn, seine Nächsten und sich selber immer besser verstehen konnte. Es war eine Zeit des Wachsens und der Visionen, welche wir in jeder einzelnen Sekunde in die Festplatten unserer sozialen Strukturen brannten. Noch heute schauen wir zurück auf die vielen Bücher, Gedichte, Filme, sozialpolitischen Ideen und Freundschaften, in wir dieser Zeit geschaffen und mit einer achtsamen und interessierten Community hervor gebracht haben. 

Wir waren besondere Helden, das ist wahr.

queer abstraction 

Text und Bild : Andreas Stock
Ort : Wuppertal 

Pausengong

Erste große Pause :

Ein großer Vogelschiss befindet sich mitten auf dem Schulhof und wird Zeige einer Unterhaltung.

Zweite große Pause :

Im Zentrum des Vogelschisses, welcher wieder im Mittelpunkt einer Gruppe ein Gespräch mit anhören kann,  landet eine Kippe.

Der Vogelschiss freut sich auf die Weihnachtsferien,
weiß aber bis dato noch nicht genau wann diese beginnen werden in diesem Jahr.

Text und Bild : Andreas Stock

Ort : Wuppertal 

Montag, 23. November 2020

Eisenwelt

Es geht um Geld, sehr viel Geld. Die elegant, in Jill Sander, gekleidete Madame S. verhandelt mit dem jüngeren Mann, schwarzer Anzug, nagelneue Schuhe, in professioneller Manier. Sie möchte das Auto kaufen, offenbart ihre Schmerzgrenze, während sie einen Anruf annimmt, zelebriert sie ihre Geringschätzung gegenüber dem elenden Wurm am anderen Ende der Leitung, schaut dem Autoverkäufer erst in die Augen und dann zu Boden. Sie bekommt das Auto zu ihrem Gebot. 

Madame S. fährt mit ihrem neuen Cabriolet in die Schweiz und kehrte von diesem Wochenendtrip bis heute nicht zurück. 

Der Autoverkäufer ist 2 Wochen später auf die Idee gekommen, ein neues Leben zu beginnen. Die neuen, unbequemen Schuhe presst er mit dem Anzug in eine Plastiktüte. Sie hängt seit 3 Tagen an einem öffentlichen Bücherschrank in der City. Seitdem läuft er zu Fuß durch Europa in Richtung Saragossa.

Zur gleichen Zeit geht die  fünfjährige Aufenthaltszeit eines koreanischen Börsenmaklers in Zürich zu Ende. Er hat die ersten 1,5 Jahre  jeden Tag 14 Stunden gearbeitet und nach seinem System an den Weltmärkten gehandelt. Die selbstprogrammierte Handelssoftware hat in das seine dazu getan, ihn das zweite Jahr in Zürich als Millionär leben zu lassen. Im fünften Jahr ging die Lust weiterhin in der Schweiz zu leben, genau wie sein Konto, gen Null, es war an der Zeit, nach Wuppertal zurück zu kehren.


Text und Bild : Andreas Stock
Ort : Velbert 



/// Galaxe /// Galaxe /// Galaxe ///

Im Strom, wärmendes Nass
wäscht aus, weiten Welten
heilt, wächst zugegen, 
neues aus Gleichem.

Zukunft in 3 Phasen : 

Traum:  
Verschmelzen der Vergangenheit, 
Gegenwart, Zukunft 

Vision: 
Übertragung 

Realität: 
Evolution 


Text und Bild : Andreas Stock 
Ort : Wuppertal 


Sonntag, 22. November 2020

Bild und Stein

Verdeckte Ermittlungen, führen zu geschmuggelten Werken, Ideen, gemachten Menschen, Geschäften, verwirklichen auch noch 30 Jahre nach dem Fall der Mauer Visionen, sehen unter die Decken der Geschichte, offenbaren guten Glauben, jener Zeugen, um deren Tun, verlangen nach Sichtbarkeit im Auftrag des gemeinsamen Geistes. Bringen Licht, zünden ein Feuer, bevor sich nebeliger Hauch aus Kälte, der Fleischeslust betäubtem Vergessens’ verkauft.


Text und Bild : Andreas Stock
Ort : Wuppertal 


Samstag, 21. November 2020

Wasser zu Wasser

Kochend Zinn‘, schwindelige, dampfende, alte Nacht, erstarrt in kaltem Wasser, zur Segnung, über Feuer der tropfenden Schatten,  von vorüber huschenden Winden, splittert die Luft, angefacht, verglühen unter glasigem Eis, verdeckt und vergrößerndes Spiegelbild, blitzt zur Wärme aus zufälligen Kurzschlüssen verträumter Wolkenbilder, die schweren Tröge, aus denen gekippt, vor Eure Füße, bleiben sie liegen, nackt, gekrümmt, unendlich frei. 


Text und Bild : Andreas Stock
Ort : Wuppertal 


Freitag, 20. November 2020

Olé ! Du Fröhliche

Zeit für Gefühle, nähern uns der Weihnachtszeit. 

Horden kaufen, laufen durch die Zonen, Winde pfeifen  um die Ecken, saufen die Jecken, reiben sich an Klonen, lecken Lollis, schlecken das Eis, sehnen sich nach Sandaletten. 

Zeit für Misere, warten auf den Frühling.


Text und Bild : Andreas Stock
Ort : Wuppertal 

Mittwoch, 18. November 2020

Die Klofrau von und mit Lore Duwe

Lore D. aus W. war heute in Essen. Ein Lehrgang für Film und Regie stand heute für Sie auf dem Programm. Als sie auf dem Rückweg nach Wuppertal Andreas S. Anruft ist es bereits 16.30 Uhr. Sie hat den Plan gefasst einen kurzen Trailer über Ihre Rolle als Klofrau heute Abend zu drehen. Es ist alles vorbereitet und das Filmteam hat nur auf Ihr ‚Go‘ gewartet.

Lauter Begriffe aus der Filmwelt schwirren durch Ihren Kopf, nachdem Sie in Ihr Modegeschäft, an den Ort wo gefilm werden soll, zurückgekehrt ist. Sie bereitet sich für den Dreh vor, sie spielt die Klofrau, eine Kunstfigur von und mit Lore selbst. Nach einer Weile trifft die Kamera, Regie und  das Licht mit Ton am Set ein. Die Szene wird aufgebaut, Klopapier für das Bild der Szene und Getränke für die Crew werden eben noch, neben Bananen welche spontan eingepackt sind, gegenüber im türkischen Supermarkt eingekauft. Los gehts. Lore plappert wie ausgeschlafen und gut mit Kaffee versorgt drauf los. Sie ist sofort in ihrer Rolle und das plappern ist pure Professionalität in höchster Perfektion. Sie ermöglicht Sequenzen ohne Schnitt von 4 Minuten. Sammy Deluxe würde neidisch werden wenn er dieses one take wonder life performen hören und sehen könnte. Das Ding ist fertig noch bevor einer der Anwesenden müde werden kann, packen alle happy und relaxed wieder das Zeug zusammen und stellen den Ursprungszustand der Räumlichkeiten her. Klo zu Boutique in 5 Minuten - das Wunder von der Hochstraße. 

Wir bringen Lore noch zum Auto, auf dem Weg erfährt sie von Ihrem Sohn, der sie in diesem Moment anruft, dass Ihr Mann aus grauer Vorzeit gestorben ist. Er sei friedlich eingeschlafen, sie weint und fängt sich sogleich wieder. Wir verabschieden uns, eine Umarmung zum Trost oder zum Abschied ist zur Zeit ja nicht möglich, sie steigt in Ihr Auto und wir verabreden uns, morgen zu sprechen. 
 

Text und Bild : Andreas Stock
Ort : Wuppertal 

Dienstag, 17. November 2020

Winterglut

Zimmer
Feuer
Brot 
Tag



Text und Bild : Andreas Stock
Ort : Wuppertal 

Mann mit Hut

Er steht gegen Mittag immer an der gleichen Haltestelle. Eine Tüte aus dem Discounter hält er in der linken Hand. Heute steht er mit grauem Anzug, schwarzem Hut, langem Mantel und einem Knirps neben der Überdachung, etwas abseits der Straße, versucht sich unsichtbar zu machen. Die Schüler drängen im Pulk an ihm vorbei und er atmet deren Parfum, Haarspray und etwas Rauch ein. Er rückt seine Einwegmaske zurecht und hält den Schirm höher, etwas nach vor geneigt. Der Bus fährt schnell ran, die Aussenseiten der Räder reiben Ihre Gummiwulst entlang des Bordsteins, es hört sich an wie das Fahrstuhlgeräusch aus dem Krankenhaus. Er hat heute seinen alten Freund im Kapellchen besucht. Johannes hat vor ein paar Tagen einen Zusammenbruch erlitten und wird seit der Einlieferung untersucht und verwahrt. Die Einkäufe nach dem Besuch werden erst nach Hause und morgen ins Krankenhaus gebracht. Die Spekulatiuskekse hat sich Johannes gewünscht, gibt sie schon im Supermarkt seit Tagen. Morgen werden die Objekte der Begierde in dem Doppelzimmer von Johannes für Freude sorgen. 

 


Text, Bild und Foto  : Andreas Stock 
Ort : Wuppertal 





Klassenströme

Tiefem Stein entstiegenes Wasser, 
Egoquell aus heraldischem Strom,
im Brunnen auf Säulen der Klasse,
schaut's über die Mauer der Gnom.


Text und Bild : Andreas Stock 
Egosteine : Frank Breidenbruch
Ort : Wuppertal 

Montag, 16. November 2020

Blickliebe

Szene : 

Vertieft in Lektüre, versunken in Gedanken, 
in tiefen Schlaf gefallen, wach im Gespräch. 

Monolog : 

"Sehe Dich in diesen Momenten vor mir, spüre wie viel Du mir bedeutest in diesem Augenblick. Gedanken aus roten Flüssen,  heiß durch mein pochendes Herz rauschen, sich in tiefsten Fällen zur Nachtruhe Deiner gesellen."



Text und Bild : Andreas Stock 
Ort : Dinslaken


Sonntag, 15. November 2020

Leichtigkeit

Das Feuer der Stadt brennt auf Sparflamme, Parkplätze stehen in Ihrer Lethargie bereit für die legosteingrossen Löschfahrzeuge des jüngsten Gerüchts. 

Der Morgen beginnt am Ufer der Wupper zunächst einmal sehr unbequem und unterkühlt. Ein junges Paar erwacht in einem Lager unter der Brücke gegenüber des IHK - Gebäudes. Beide sind um die 25 Jahre alt und erscheinen durch die Kraft Ihrer Jugend sehr frisch und stark, dem verzerrenden Leben auf Straße etwas entgegenzusetzen haben sie auch.

Ein Filmteam baut die Szene auf und die Schauspielerin Lore D. aus W. unterhält sich, wie soll es auch anders sein, mit dem jungen Kerl mit Lockenkopf, während seine Liebste barfuß und etwas schwer von Begriff umher tappert. Zigaretten sind gefragt, Schuhe, Kleidung oder Nahrungsmittel nicht.

Die Szenen werden gedreht, der Ort verlassen. 
Das Pärchen wird dort sein heute Nacht. Der November ist mild. 

Es ist Sonntag, 15.11.2020, genau 0.02 Uhr und Lore dachte heute an den Winter 1945. Auch an das Pärchen dachte sie und schlief in ihrem Sessel ein, nachdem Sie eins der Gedichte las aus Ihrer Reihe „Leichtigkeit“. 


Bild und Text : Andreas Stock
Ort: Wuppertal 


Donnerstag, 12. November 2020

Steinwurf

Ich habe keine Ahnung was es ist, es brennt in mir, läßt mich leben. Was auch immer es ist, es läßt mich spüren, dass ich bin. Ohne Dich wird es unsichtbar, scheint gleich einem Stein kalt und schwer an mir zu ziehen. Lässt mich in die Tiefe gleiten. 


Egostein : Frank Breidenbruch
Text und Foto : Andreas Stock 
Ort : Wuppertal 

Dienstag, 10. November 2020

Zimmer mit Ausblick

Ein Zimmer mit Ausblick in Palermo. Der Ausblick ist genau genommen ein Ausblick mit Einblick, auf Fenster die sich anbieten wie Verkehrschilder, den Weg aus der Stadt weisend oder umgekehrt ins Zentrum. Eines der Fenster zeigt mir wie selbstverständlich nur einen Weg, den Weg in den dahinter liegenden Raum.

Hinter dem Fenster hängt ein Vorhang, dahinter vermute ich jemanden. Seit fast zehn Jahren habe ich keine Gestalt oder irgend eine Bewegung wahrnehmen können. Und doch weiß ich mit Sicherheit, kenne ich den Ort, das Zimmer hinter dem Vorhang ganz genau. Nur die Person die dort lebt, die kenne ich nicht. 

Sehr sehr selten schaue ich noch hinüber, erschrak heute beim flüchtigen Blick auf die andere Seite. Das Blut schoss mir ins Gesicht und meine Kopfhaut fing an zu brennen. Ich keuche und versuche durch meine tränenden Augen wieder eine klare Sicht zu bekommen. Der Vorhang hat sich bewegt und öffnet einem möglichen Blick einen Spalt ins Innere des Zimmers. 

Was oder wer es auch ist, es hat sich nach fast zehn Jahren gerührt und will der Starre entsteigen. Wird es sein Verlies heute verlassen oder gar rüberkommen zu mir, wird es mich heute Nacht heimsuchen ? 

Ich schließe das Fenster und ziehe den Vorhang zu.


Text und Bild : Andreas Stock
Ort : Wuppertal 


V

Manche Dinge ändern sich nicht. Die Vögel bilden ihr V und treten die weite Reise an. Die Tage werden kürzer, bald auch schon wieder länger. Die Adern der Städte pulsieren, selten ruhiger, treten pochend hervor, zeichnen Ihren Lauf unter grauer, rissiger Haut aus Asphalt und Beton. 


Text und Bild : Andreas Stock
Ort : Velbert

Sonnenstrahl am Morgen

Wenn der Tag die Sonne küsst,
sich um die Welt in Dir dreht,
verschwimmt der Blick zu süß,
das Herz still nach Liebe fleht. 



Text : Andreas Stock 
Bild : M.C.S / Fotografie Andreas Stock

Sonntag, 8. November 2020

Lebensplan A ( Lebensplan B gelöscht )

Lagerstätte der Dichotomie,
wissen um die einzige Wahl, 
Behältnisse führender Regie,
verwahren innig große Qual. 


Text und Bild : Andreas Stock 
Ort : Wuppertal 

Samstag, 7. November 2020

Austausch

In und aus vergangen Leid, 
fein gehüllter Illusion’ Ego,
zart blumig, reinem Kleid,
von wandelnd Welten Zoo.


Text und Bild : Andreas Stock
Ort: Wuppertal 


Mittwoch, 4. November 2020

Wahlfang USA

Wird ein Ende finden auch den Anfang, 
empfunden nach amerikanischem Traum,
gelassen von der Leine hängt am Strang,
verbeißt sich Teufel‘s Köter in den Saum.


Text und Bild : Andreas Stock
Ort : Velber


Abendbrett

Kurz nach 18.00 Uhr. Die Tür fällt ins Schloss. Die Klamotten runter und unter die Dusche. Suche die schicken Lieblingsklamotten raus, geeignet für die Salsaparty oder ein Dinner mit meinem Engel, zum Wohlfühlen mit ein wenig Glamour und Konfetti. Rasiert und parfümiert schlüpfe ich die in die feinen Schuhe, günstig erworben, immer noch ansehnlich und himmlisch bequem, gerate dabei immer wieder in Verzückung. Mein Engel schaut mich entschlossen an und wir genießen eine Suppe, welche allen Suppen auf diesem Planeten als Masstab für Geschmack und Kreativität dienen könnte. ( Aus Geheimhaltungspflicht werden zur Suppe keine Details veröffentlicht ). Wir kommen daher an dieser Stelle gleich zum Nachtisch - der fällt heute leider aus - dafür schauen wir gleich aus Gründen die  Nachrichten aus den USA.


Text und Bild : Andreas Stock
Ort : Velbert 

Sonntag, 1. November 2020

Summiter

Streben nach Höhe, so alt wie Licht und Schall,
bedingt Tiefe, nicht der Dunkelheit noch der Stille. 


Text und Bild : Andreas Stock
Ort : Guatapé 


Winterzeit

Verfangen, in den Seilen gehangen, 
kalter Fallen aus gespanntem Eisen,
springen, tanzen, Euer Lied sangen,
vergessene Tage der Sonne Gleißen.



Text und Bild : Andreas Stock 
Ort : Neustadt 


 

Wo liegt Agrotanien, wie kommt man nach auf die Creativien?

Verrauchte Kneipe, es ist 23.05 Uhr. Mein Blick beim Bezahlen an der Theke fällt auf das 30 Jahre alte Telefon an der Wand. Es ist eigentlich nur noch zur Zierde und ohne Funktion an der Wand in Ehren gehalten worden. Oder man hat es einfach nicht abnehmen wollen, warum auch, der Platz war und ist ja da und gut für ein Telefon. Euro 24,80 für frittierte Sardinen für 2 Personen  mit Salat und einem gemischten Vorspeisenteller, sowas gibt es nur noch selten in Wuppertal, Berliner Ambiente und einer Gelassenheit die man kaum noch irgendwo spürt. Mit Trinkgeld lege ich 30 Euro auf die Bar und bedanke mich. Es klingelt direkt neben mir. Das alte Telefon an der Wand krächzt mir ins Ohr. 

Moi : " Hallo ? Ist da jemand ?"
Bar : "Komisch, hat seit 25 Jahren nicht mehr geklingelt"
H.L D-S. aus W. : "Wer kann das sein ?"
Zwei ratlose Gesichter schauen sich an. Das eigene fühlt sich gedrückt. 
Ich lege auf und drehe mich wieder zur Bar. 
Bar : "Wer war das denn ?"
Ich ziehe die Schultern hoch. 
"Ich habe nur gehört, dass (               ) * "


*Bitte eigenen Text einsetzen 

Text und Bild : Andreas Stock 
Ort : Wuppertal 

Lockdownvorbereitungen 01.11.2020

Bis 8.42 Uhr geschlafen. Es ist gestern spät geworden. Nach einer kurzen Visite im Luisenviertel und einem Cappuccino bei Theo war klar, dass der Abend früh und ruhig zu Ende gehen wird. Auf dem Rückweg noch im Rewe kurz etwas Käse, Kaffee und zwei Brötchen gekauft und dann einen Film mit Tom Cruise geschaut. Tom Cruise erfüllt immer noch alle Klischees für einen unterhaltsamen Abend mit Film und Sofa. 

Ich schlafe tief bei offenem Fenster, die Nacht ist mild. 

Der Kaffee ist gut und ein Müsli ergänzt die Routine. Meine Liebste ist in Berlin und ich bin seit langer Zeit einmal wieder allein. Ich räume ein wenig auf, das Geschirr in die Maschine und koche mir anschließend einen grünen Tee. Den Tee habe ich lange Zeit vermisst, ein sehr fruchtiger Tee aus Südkorea. War aber früher irgendwie besser, oder hat sich die Wasserqualität verändert ? Diese und andere Überlegungen ersetzen den Zucker.  

Ein paar Rechnungen gezahlt, mit Kim geschrieben, die Zeit verfliegt. Die Gitarre nehme ich zwischendurch in die Hand und versuche das Stück "Wir träumen von der Liebe" oder "Wenn Du wieder bei mir bist" weiterzuschreiben - aber irgendwie ist heute nicht viel los mit mir. Maik liegt noch im Bett,  schreibt er mir, und ich denke : "Er macht es richtig". 

Jetzt gehe ich mal zum Bäcker und gönne mir ein belegtes Brötchen und einen Cappuccino. Maik schickt mir einen Artikel per WhatsApp, den lese ich gleich.



Text und Bild : Andreas Stock
Ort : Hattingen

Wuppertal ist verarmt und obdachlos

Wuppertal verkommt zum Dreckloch. Die letzten Inseln des Wohlstands werden immer kleiner und schotten sich ab. Woran es liegt ? Die Menschen...