Montag, 19. Oktober 2020

Bin dann mal hier

Herr Pico : "Hallo, Herr Bello. 

Kurze Pause 

Herr Pico : " Wie geht es Ihnen?"

Kurze Pause 

Herr Pico : " Ich reise zur Zeit nicht viel, 
und Sie ?"

Kurze Pause, die Ampel wird grün, die 
Passanten überqueren die Morianstraße 
in Richtung Postgebäude. 

Herr Pico : " Bis bald, ich habe es eilig, 
muss jetzt schnell nach Hause, ganz 
dringend ausruhen, aufs´ Sofa." 

Herr Pico dreht sich um und zwinkert
Herrn Bello zu, hebt die Hand zum Gruß 
und wendet seinen Blick nach vorn. 

In diesem Moment erfasst ihn die 625 in 
Richtung Sudberg. Ein Schlag, ein Rauschen, 
aufsteigende Schwärze und eine bleierne, süße 
Mischung aus Übelkeit und berauschender
Leichtigkeit durchfährt Herrn Picos 
erschlaffenden Körper*, eigentlich auch nur 
seinen Kopf, der in diesem Moment mit der 
Hinterseite auf den Asphalt aufschlägt.

Damit ist Herr Pico raus, und Herr Bello 
geht bereits in die entgegen gesetzte Richtung.

Seine spontane Idee einen Kaffee im 
Museumscafe zu genießen,  hatte ihn 
während der Rotphase überzeugt, kehrt 
zu machen und fortschreiten lassen. 

Von Herrn Pico´s Tod erfuhr Herr Bello 
aus der Rundschau.  

 ( Verkehrslärm, Hupen und 
Fussgängerzonengeräusche )

*
Herr Pico hatte in seinen letzten Sekunden 
sehr interessante Gedanken.  Er war bis 
zuletzt völlig überzeugt von der Annahme, 
er bestünde komplett aus gestapelten 
Dominosteinen, welche aus unerklärlichen 
Gründen keinen Zusammenhalt mehr 
generieren.
 

Text und Bild : Andreas Stock 
Ort : Wuppertal 

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