Dienstag, 15. Dezember 2020

Natural born mistake ( Titte des Grauens ) Parental Advisory "Explicit Content“

Eine junge Dame wurde auserwählt, ganz vornehm und mit Stil. Die Misswahl war ein großes Ereignis im Dorf und man sprach noch viele Tage von der Feier und der Fernsehübertragung in die ganze Welt. 

Der Preis der Misswahl war eine Brustvergrößerung.  Aber nicht irgendeine, wie sich bald herausstellen sollte. Die Freude über den Gewinn wich bald einer zunehmenden, kollektiven Angst vor dem was da kommen mochte. 

Die junge Dame wurde am Tag der Preisübergabe, nämlich der Brustvergrößerung, auf ein freies Feld gebracht, auf eine sehr große Bühne gebettet, die Kameras, rundherum installiert, ausgeklügelt positioniert. 

Jetzt ging es los, ein Team von 25 Ärzten in Tropenanzügen und unzähligen Helfern, gekleidet wie Straßenarbeiter, machten sich bereit für den Job. 

Ein Schwerlaster mit 36 Rädern je Seite, wir sprechen hier nur von dem Auflieger, gezogen von einem Spezialzugwagen mit je 16 Rädern je Seite, bringt das Implantat zur Baustelle. Der Sattelzug wird eskortiert von 10 Begleitwagen, die Strecken wurden weitläufig gesperrt für den normalen Verkehr und angrenzende Ortschaften evakuiert. 

Der Bürgermeister und eine Delegation verfolgt das ganze von einer Tribüne aus, festlich gekleidet, mit Ferngläsern, via Dronen aus einer Entfernung von 15 km. Explosionsgefahr und Sicherheitsvorkehrungen werden bewußt etwas höher ausgelegt als bei einer normalen Operation. 

Zur Operation selber kommt man dann sehr schnell. Nachdem die Vollnarkose bei der Patientin einsetzt erkennt man, dass die Patientin fixiert ist. Der Moderator erklärt dies mit Routine und Sicherheitsvorkehrungen für den Eingriff. 

Nach 35 Minuten ist das Implantat mit einem Kran in Position gebracht, direkt neben der jungen Dame erwächst nun ein sanfter Hügel von ungefähr 45 Metern Höhe. Mit einer Hauttransplantation wird eine Art Adapter zu dem Silikonberg modelliert. Nach einer Stunde ist die Operation geglückt.  

Die junge Dame wird langsam wach und bekommt Blumen überreicht. Sie wird sich nie wieder bewegen können, etwa aufstehen, oder sich selbständig waschen können. Das alles sei Ihr egal und die Ehre den Preis mit Würde zu tragen sei Ihr einzige Wunsch. Sie gelobt feierlich, noch benommen, nun endlich glücklich zu sein. "Ich bin nun endlich glücklich", winselt sie mit Tränen in Augen in das goldene Mikrophon, welches ihr der Mann in weißer Robe ins Gesicht drückt. 

Das ganze Unterfangen hat während der weltweiten Übertragung zu Aufruhr und Bürgerkriegen geführt. Man hatte nicht bedacht, dass die Brustwarze der jungen Dame, auf dem Silikonberg wohlgemerkt, weit und vor allem unbedeckt sichtbar war. Ein Durchmesser von 12 Metern war für die Welt zu groß und bedeutete Schande und Provokation in allerhöchster Vollendung. 

Es wurde ein Ingenieurbüro durch den Weltsicherheitsrat im Eilverfahren beauftrag, eine spezielle Beschichtung zu entwickeln, um die Brust mit einer Art Überzug aus Lack und Gummi zu bedecken, im Grunde ging es nur um die Brustwarze, aber einmal im Eifer des Gefechts "Storm of the brains" war das Kollektiv aus Ingenieuren und Designern nicht mehr zu halten. 

Es entwarf einen Überzug für die ganze Region und man sperrte das Gebiet in einem Umkreis von 100 Kilometern. Die mittlerweile nicht mehr so junge und glückliche Dame konnte man fortan nur noch aus dem Weltraum sehen. Wobei man eigentlich nur einen Kreis sehen kann. Die Brustwarze des Implantats war nicht auszumachen. Die Menschen waren somit fortan wieder in Frieden miteinander verbunden und wenn die Dame nicht gestorben ist kann man die Brust immer noch aus dem Weltraum beobachten, falls Sie gestorben sein sollte auch. 


 Text und Bild : Andreas Stock 

Ort : Wuppertal 

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