Samstag, 24. Oktober 2020

Gruppenprojektile

Eine Gruppe Schüler verweilt auf dem Schulhof.

M. steht abseits und versteht kein Wort. Weder akustisch, noch im Ansatz als Laute verständlich wahrnehmen kann sie die Worte, welche wie ein 
Brei mal kochend, blubbernd oder laut in Ihr 
Gesicht klatschen, noch irgendeine Silbenver-
ständlichkeit kann Ihr Hirn entschlüsseln. 

Die Gruppe wird größer, die Stimmen lauter. 

M. geht ein Stück weiter, bleibt etwas weiter 
abseits stehen, um in einem Bereich zu 
verweilen, in dem sich die Wortprojektile wie 
Linien und Schnitte in Ihren Trommelfellen 
abprallend, prasselnd eingravieren und sofort 
wieder verflüchtigen, merkwürdig summend,
wallend, sich wie Druckstellen anfühlen, zudem 
eine anstrengende Aufmerksamkeit einfordern. 
Wie ein nachlassender Schmerz. 


Text und Bild : Andreas Stock
Ort : Witten  

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